OT-Sommeraktion "Offenes Werkstor"
"Wenn es kompliziert wird, macht es Kratzer!"
Bei Kratzer denken viele, " das ist doch die Firma, die so viel im automotiven Sektor macht." Das ist aber schon längst nicht mehr so, ließ Geschäftsführer Florian Kratzer die OT-Leser wissen. Automotive mache nur noch 20 Prozent (vor rund 20 Jahren noch 60 Prozent) vom Umsatz aus, da die Firma seit langer Zeit viel stärker die Branchen Medizin- und Analysetechnik beliefere. Dies war längst nicht der einzige Fakt, der aufhorchen ließ.
Bevor es durch das rund 18.000 Quadratmeter große Werk 2 ging, informierte Geschäftsführer Florian Kratzer die gespannt lauschenden Teilnehmer über die Erfolgsgeschichte und -geheimnisse sowie die Zukunftspläne des Familienunternehmens, das er in dritter Generation führt. Kratzer sei unter den rund 4000 Drehereien in Deutschland unter den 15 Besten. "Je komplizierter der Auftrag ist, umso besser für uns, denn sonst sind wir hier in Deutschland zu teuer", verriet Kratzer, wie sich die Firma auch auf dem internationalen Markt erfolgreich behaupten kann. So arbeite man unter anderem in den Bereichen der analytischen und diagnostischen Geräte weltweit mit den Marktführern zusammen.
Kratzer sei ein Hersteller von individuellen Hightech-Systemlösungen, vornehmlich aus verschiedenen Metallen. Die Teile und Baugruppen würden in enger Zusammenarbeit mit den Kunden von einer Zeichnung zu einem fertigen Produkt überführt. "Dabei zeichnen uns vor allem unsere sehr hohe Fertigungstiefe und Technologievielfalt aus. Wir fangen bei vielen unserer Teile dort an, wo andere Anbieter aufgrund der technischen Herausforderungen den Auftrag ablehnen und bringen das Produkt mit höchster Qualität ins Ziel", erklärte Kratzer. Durch diesen Ansatz habe es die Firma nicht zuletzt auch dank ihrer kompetenten Mitarbeiter, die am Gewinn beteiligt werden, in den vergangenen Jahren geschafft, sich kontinuierlich technisch weiterzuentwickeln.
Stetiges Wachstum
Kratzer wächst auch mit Blick auf die Fläche immer weiter. So verfügt die Firma derzeit inklusive dem Werk in Tschechien über insgesamt 25.000 Quadratmeter Produktionsfläche: "Wir wollen aber weiter wachsen, einen Jahresumsatz über 100 Millionen Euro erreichen und auch weiterhin in neue Maschinen investieren", kündigte Kratzer an. Noch dieses Jahr sei der Ausbau für eine 3000 Quadratmeter große Halle im Werk 2 vorgesehen, die dann Ende 2025 stehen soll. In dieser wolle man Teile für die Medizintechnik-Branche fertigen. "Das Teure steht aber in den Hallen drin", sagte der Geschäftsführer. So hätten die bereits in Offenburg vorhandenen Maschinen einen Gesamtwert von 80 Millionen Euro, wobei man allein 2023 rund 5,7 Millionen in neue Maschinen investiert habe.
Was diese Maschinen leisten können, wurde den OT-Lesern dann beim Rundgang von den beiden Geschäftsführern Florian Kratzer und Kai Wellnitz, so nähergebracht, dass auch Techniklaien mitkamen. Gezeigt wurde beispielsweise, wie die Firma mit den großen, hochmodernen und hochgenauen Messmaschinen und -geräten das produzierte Mü (ein Tausendstel Millimeter) an Genauigkeit auch jederzeit nachweisen und die Daten online mit den Kunden austauschen kann. Dies gelte für die Geometrie der Bauteile, die Oberflächengüte, die Materialeigenschaften bis hin zur Analyse von etwaigem Restschmutz. Wie präzise gearbeitet werden kann, begeisterte die Teilnehmer vor allem beim Betrachten ausgestellter Medizinprodukte. Hier hat das kleinste eine Länge von 2,7 Millimetern und ist nur 0,08 Gramm schwer.
Acht Ausbildungsberufe
Besondere Aufmerksamkeit gilt der Ausbildung der zukünftigen Fachkräfte. Kratzer bietet acht verschiedene Ausbildungsberufe und entsprechende Praktika an.
Auch dem Thema Nachhaltigkeit fühlt sich die Firma schon seit der Gründung verpflichtet. So hat sie beispielsweise bereits im Jahr 2005 ihr Umweltmanagementsystem nach dem zu diesem Zeitpunkt noch sehr exotischen ISO14001-Standard zertifiziert. Und ihren CO²-Fußabdruck hat die Firma laut Kratzer seit 2021 um 89 Prozent durch den Einkauf und die Herstellung von grünem Strom reduzieren können.
(Text: Lars Reutter, Fotos: Iris Rothe)
OT-Artikel, erschienen am 26.08.2024